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PLAKATKAMPAGNEN

Anker 1 Beratungsstelle

2023

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‚‚Wir leben in Zeiten, in denen wir mit vielen Krisen, Kriegen und Katastrophen konfrontiert sind, die einem oft ein Gefühl von Ohnmacht vermitteln und einen beschränkten Handlungsspielraum bieten. Catcalling ist sicherlich nicht die größte Bedrohung der aktuellen Zeit, dennoch gibt es hier die Möglichkeit, sein Handeln zu hinterfragen und es einzustellen und somit Menschen ein schöneres und sichereres Gefühl auf dem Heimweg etc. zu geben. Es gibt genug Gründe, Angst zu haben, der Heimweg sollte nicht auch noch dazu kommen. Auch ich selbst habe mich nicht immer in meinem Leben richtig verhalten. Umso besser weiß ich um die Wichtigkeit, sein eigenes Verhalten und Handeln zu hinterfragen.‘‘

ADRIAN

Am unsichersten fühle ich mich, wenn ich im Dunkeln auf der Straße unterwegs bin. Besonders auf nicht beleuchteten Wegen oder in dunklen Ecken, wie beispielsweise dem Ort, an dem das Bild für die Kampagne entstand. Ich bekomme Angst, mein Herz rast und ich versuche solche Orte so schnell wie möglich hinter mir zu lassen.

ELA

Ich kann mich noch vage daran erinnern, wie ich auf dem Weg von meinem Zuhause zur Bushaltestelle das erste Mal angehupt wurde. Da muss ich so ungefähr 12 oder 13 Jahre alt gewesen sein. Also noch ein Kind. Da-mals war ich verwirrt. Hatte ich etwas falsch gemacht? Oder war das ein Kompliment? Aber für was? Und so richtig gut fühlte es sich nicht an und Komplimente sollten sich doch eigentlich gut anfühlen, oder? Seitdem ist dieses Phänomen in seinen verschiedenen Facetten zu einem unangenehmen Alltagsbegleiter geworden und ich kann ihm mittlerweile einen Namen geben: Catcalling. Catcalling ist definitiv kein Kompliment, sondern reißt mich aus meinem Alltag, lässt mich unsicher fühlen, beschämt mich manchmal, macht mich wütend und lässt mich mit einem unwohlen Gefühl zurück. Mal durch doofe Anmachsprüche, Beleidigungen, Tier-geräusche, mal mit Hupen oder Nach-pfeifen. Mal im Vorbeilaufen, oder Vorbeifahren so dass man kaum reagieren kann, mal in der Bahn sitzend, wo ich mich der Situation nicht ent-ziehen kann oder auch mal über einen längeren Zeitraum, als mir jemand eine ganze Straße lang dicht gefolgt ist, um mich anzusprechen. An die meisten Situationen kann ich mich nicht konkret erinnern. Denn-och gibt es Ecken in meiner Stadt, an denen ein Hupen haftet, es gibt Kleidungsstücke in meinem Schrank, an denen ein ekliger Kommentar haftet, es gibt Wege in meinem Alltag, an denen dumme Anmach-sprüche haften und es gibt meinen Körper, an dem all diese Erinnerungen haften und den ich nicht meiden kann. Nur leider gibt es niemanden, der dafür haftet, denn Catcalling ist nicht strafbar. Es ist völlig egal, wo ich lang gehe, was ich anhabe oder wie ich mich verhalte. Man kann sich nicht vor Catcalling schützen, man trägt keine Schuld und es gibt auch nicht “die eine” gute Reaktion. Und somit bleibt die Verantwortung und auch die Macht aufzuhören auf der Seite der Täter. Lasst es einfach.

MARIA

Orte wie beispielweise U-Bahnstationen sind unentbehrlich für den alltäglichen Weg zur Arbeit und wieder nach Hause. Was morgens als Ballungsraum belebt wirkt, ist abends dunkel und einsam. Zu keiner Zeit sollten Catcalling und sexuelle Belästigung einen Platz in unserer heutigen Gesellschaft finden.

RIZ

Oft wird mir gesagt, wenn ich mich über Catcalling ärgere, ich solle mich nicht so anstellen. Es wäre ja nur nett gemeint. Aber eine ungefragte Bewertung meines Körpers oder meiner Kleidung, oft auch herablassend oder sexualisiert, ist für mich übergriffig und nicht nett. Ich bin kein Objekt und ich möchte auch nicht wie eines bewertet werden.

SHANICE

Es kann nicht sein, dass eine andere mir völlig fremde Person allein durch Worte bewirkt, dass ich nicht allein mit ihr an einem Gleis stehen will. Dass ich mir nochmal überlege, wie dringend ich jetzt an mein Ziel muss und ob ich besser einen anderen Weg gehe.

NINA

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In den letzten Jahren habe ich als Fußballtrainer Mädchen- und Frauenmannschaften betreut. Als ich im Rahmen der Kampagne gebeten wurde ein paar Sätze niederzuschreiben, war mir sofort klar, dass ich Erfahrungen von direkt Betroffenen auf und neben dem Platz aufgreifen möchte. Nachdem ich ein wenig herumgefragt hatte „ob man sich denn an eine konkrete Situation erinnern könne“, wurde schnell deutlich, dass es in der Flut der Fälle nicht „die eine Situation“ gibt. Vielmehr ist es ein immer wieder-kehrendes Muster gegen das sich die meisten Mädchen und Frauen mit Ignoranz wehren. Aber wir alle wissen wie schwer es ist wegzuhören, wenn uns etwas verletzt. Worte hallen nach und Worte tun weh. Immer und immer wieder. Deshalb ist Ignoranz keine Lösung! Und da sich diese Worte vermutlich keine der stil- und respektlosen Personen durchlesen wird, wegen denen wir uns hier zusammenschließen - ein Appell an alle direkt Betroffenen und uns, die wir Zeugen von verbalen Verletzungen sind: Haltet nicht den Mund! Steht auf. Seid mutig und laut!

MALTE

2021

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