RECHTLICHER HINTERGRUND
SEXUELLE BELÄSTIGUNG OHNE KÖRPERKONTAKT
Der Paragraf 184i StGB setzt für die Straftat der sexuellen Belästigung eine körperliche Berührung voraus. Da es sich nicht immer um Beleidigungen handelt, sind sie nicht gemäß Paragraf 185 StGB strafbar (vgl. Bundestag, 2020).
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Im Laufe der Jahre entwickelte sich zudem die „New Yorker Idee“, wobei mit bunter Kreide sexualisierte Äußerungen auf den Boden geschrieben werden (vgl. Bredow, 2020). Schließlich forderte im Jahr 2020 eine deutsche Studentin die Strafbarkeit von Catcalling in Deutschland (siehe Logo rechts) und startete eine Petition, da bereits seit 2018 Catcalling in Belgien, den Niederlanden, Portugal und Frankreich strafbar ist (vgl. Schmidt, 2020).
CATCALLING - ZUKÜNFTIG EIN STRAFBESTAND?
„... allein die sexuelle Motivation des Täters, mit der er den Betroffenen unerwünscht und gegebenenfalls in einer ungehörigen, das Schamgefühl betreffenden Weise konfrontiert, genügt für die erforderliche, die Strafbarkeit begründende, herabsetzende Bewertung des Opfers nicht. Eine Herabsetzung des Betroffenen kann sich bei sexuell motivierten Äußerungen im Einzelfall nur durch das Hinzutreten besonderer Umstände unter Würdigung des Gesamttatgeschehens ergeben“ (Bundestag, 2020, S.6).
„Nach der Rechtsprechung ist ‚Catcalling‘ nur insoweit als Beleidigung strafbar, als in oder neben der sexuell motivierten Äußerung im Einzelfall auch eine vorsätzliche Ehrverletzung zu erkennen ist. Eine Auffangfunktion als ‚kleines Sexualstrafrecht‘ solle dem Beleidigungstatbestand nicht zukommen. Eine empirische Nachzeichnung von ‚Catcalling‘ in der Strafverfolgungspraxis ist nur sehr eingeschränkt möglich“ (Bundestag, 2020, S.10).
Catcalling wirkt sich vor allem negativ auf das psychische Befinden der Betroffen aus. Jedoch ist es schwierig Catcalling strafbar zu machen, da hier das subjektive Empfinden und Reaktionen entscheidend sind, wie bspw. individuelle und kulturelle Unterschiede. Die Strafbarkeit von verbaler sexueller Belästigung fordert somit eine präzise Formulierung im Gesetz. Zudem erschwert die mangelnde Beweislage solch eines Sachverhalts eine Strafanzeige (vgl. Füchsel und Müller-Neuhof, 2019).
Quellen
1. Gräber M, Horten B (2021) Sexuelle Belästigung ohne Körperkontakt („Catcalling“) – zukünftig ein Strafbestand? https://link.springer.com/article/10.1007/s11757-021-00654-z. Zugegriffen: 08.12.2021    Weiterführende Literatur 1. Berghöfer B (2020) „Catcalling“ ist kein Kompliment. https://www.neues-deutschland.de/artikel/1142781.catcalling-catcalling-ist-kein-kompliment.html. Zugegriffen: 08.12.2021 (neues Deutschland) 2. Bredow B (2020) Initiative gegen “Catcalling“. Sexuelle Belästigung geht nicht erst bei Körperkontakt los. https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/catcalling-petition-fordert-verbale-sexuelle-belaestigung-unter-strafe-zu-stellen-a-862bebe2-b22f-4a3b-9996-8c335dd23a76. Zugegriffen: 08.12.2021 (Spiegel Panorama) 3. Bundestag (2020) „Catcalling“ als strafrechtlich relevante Beleidigung. Sachstand. https://www.bundestag.de/resource/blob/811328/f2f3f7c2442a79af4c0d4f4f10e385c6/WD-7-115-20-pdf-data.pdf. Zugegriffen: 08.12.2021 (Wissenschaftliche Dienste) 4. Füchsel K, Müller-Neuhof J (2019) Drei Jahre neues Sexualstrafrecht: „Was macht er da? Ich will das nicht!“. https://www.tagesspiegel.de/politik/drei-jahre-neues-sexualstrafrecht-was-macht-er-da-ich-will-das-nicht/25133984.html. Zugegriffen: 08.12.2021 (Tagesspiegel Online vom 23. Okt. 2019) 5. Hermsmeier L (2014) Video „10 Hours of Walking in NYC as a Woman“ Der ganz normale Sexismus in den USA. https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/video-10-hours-of-walking-in-nyc-as-a-woman-der-ganz-normale-sexismus-in-den-usa/10921316.html. Zugegriffen: 08.12.2021 (Tagesspiegel) 6. Schmidt J (2020) Sexuelle Belästigung ist kein Kompliment: Junge Frau aus Hessen startet Petition gegen „Catcalling“. https://www.fr.de/rhein-main/catcalling-sexuelle-belaestigung-petition-kompliment-hessen-fulda-zr-90098691.html. Zugegriffen: 08.12.2021 (Frankfurter Rundschau)